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Falschnachrichten und die Wiederverwendung von Archiven zur Erzeugung von Angst – Artikel

Von Khdr Domle

In letzter Zeit, insbesondere seit dem Krieg zwischen Israel und Iran, hat sich eine massive Welle gefälschter Nachrichten, Bilder und Videos verbreitet, die mit äußerster Sorgfalt produziert wurden. Dies führte zu psychischen Belastungen, Verwirrung in Gedanken und Positionen und löste in manchen Fällen Angst und Panik aus. Diese Entwicklungen erfordern eingehende Studien, um ihre künftigen Auswirkungen zu verstehen.

Neben den gefälschten, manipulierten oder konstruierten Nachrichten – deren „Markt“ regelrecht aufgeblüht ist – hat auch die Nutzung historischer Archive zugenommen. Frühere Ereignisse und Situationen wurden im Lichte der Haltungen, Ideologien und Zugehörigkeiten der Konfliktparteien in der Region sowie der Positionen politischer und religiöser Persönlichkeiten instrumentalisiert – in einer Weise, die man sich früher kaum hätte vorstellen können. Dieses Vorgehen überschreitet ethische Grenzen und journalistische Werte, da manche Inhalte regelrecht Angst erzeugen und Menschen zu folgenschweren Entscheidungen verleiten, die sie später bereuen.

Beobachter dieser Nachrichten konnten feststellen, wie schnell sie sich in unerwartetem Tempo verbreiten, in unterschiedlichen Formaten geteilt werden, oft mit reißerischen Kommentaren versehen oder mit Institutionen, Quellen oder Personen verknüpft, um zusätzliche Glaubwürdigkeit zu schaffen.

Auch im Irak, auf lokaler Ebene, tauchen regelmäßig zu bestimmten Anlässen oder religiösen Ereignissen Medienprodukte auf, die gezielt für bestimmte Social-Media-Seiten zugeschnitten sind. Sie sollen Panik oder Falschinformationen verbreiten – oft gestützt auf Aussagen von Persönlichkeiten oder Analysten. So tritt plötzlich „jeder und jede“ als Prophet auf, der den Zusammenbruch eines Staates oder einer Partei vorhersagt, oder behauptet, wer eine bestimmte rituelle oder religiöse Handlung nicht ausführe, sei zum Scheitern verurteilt.

Verwunderlich ist, dass solche gefälschten Nachrichten auch von Personen mit erheblichem gesellschaftlichem oder akademischem Gewicht verfolgt und weitergeleitet werden. Dadurch wird die Faktenlage verfälscht, Wissen verwirrt und die zentrale Rolle der Medien – die Gesellschaft professionell mit korrekten Informationen zu versorgen – untergraben.

Bedauerlich ist zudem, dass auch bekannte Plattformen, auf die Menschen als verlässliche Quellen vertrauen, miteinander konkurrieren, um Berichte zu verbreiten, von denen ihre Betreiber genau wissen, dass sie manipuliert sind. Besonders gilt dies für Inhalte, die auf alten Archivmaterialien beruhen, die mit neuen Bildern, Beschriftungen oder Zahlen versehen werden, um die Wahrnehmung des heutigen Publikums zu beeinflussen. Auf diese Weise werden viele Nutzer selbst zu Quellen, indem sie diese Falschmeldungen weiterleiten – mit der Begründung, dass eine „vertrauenswürdige Person“ oder eine „bekannte Plattform“ sie bereits veröffentlicht habe.

Noch beunruhigender ist die Zunahme solcher manipulativer Medienprodukte im Vorfeld von Wahlkampagnen. Unterschiedliche Akteure konkurrieren darum, raffiniert bearbeitete Videos zu verbreiten, die der Diffamierung oder Rufschädigung dienen. Noch gefährlicher ist der weitverbreitete Einsatz künstlicher Intelligenz ohne jegliche Beachtung professioneller Standards, was zu einer intellektuellen Lähmung und moralischem Verfall führt.

Da dieses Phänomen anhält, müssen die Maßnahmen effektiver werden. Zuständige Institutionen, die schädliche Inhalte überwachen, sollten diese Veröffentlichungen mit derselben Ernsthaftigkeit behandeln, Menschen zum Melden ermutigen und davon abhalten, solche gefälschten Nachrichten und manipulierten Berichte weiterzuverbreiten.

  • Khdr Domle – Journalist, Aktivist und Berater bei Journalisten ohne grenzen

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